Amanda Lasker-Berlin

Jahre ohne Sommer

Uraufführung

Auftragswerk

Zwischen 1612 und 1631, vor und während des 30-jährigen Krieges, unter dem Eindruck von Ernteausfällen und Kälteeinbrüchen wurden ca. 1000 Menschen in und um Bamberg als angebliche Hexen, Trudner oder Zauberer hingerichtet. In bürokratischer Manier sind erfolterte Geständnisse dokumentiert und in langvergessenen Handschriften Tagebucheinträge verfasst worden, die von den Verbrechen dieser Zeit erzählen. All diese Dokumente legen offen, wie leicht es war, als Hexe zu sterben, und wie unmöglich, sich von dieser Anklage zu befreien. Ganze Familien wurden ausgelöscht oder in den finanziellen und gesellschaftlichen Ruin getrieben. In einer Zeit, die so anders dachte als unsere, in der das Magische im Denken ebenso verankert war wie der Frauenhass, nutzten Prediger wie Friedrich Förner ihren Einfluss, um den Glauben an die Notwendigkeit der Ausrottung des Magischen zu befeuern. Doch was war dieses Magische? Das Teuflische? Die Leidenschaft? Der weibliche Körper? Die Musik und die Ektase? Der Überfluss, von dem nur zu träumen war?

Wie konnte ein System aus Hass und Anklagewahn entstehen, dem sich niemand in den Weg stellen konnte, ohne selbst verdächtig zu werden? Das mit der Verfolgung von Außenseiter*innen begonnen hat und sich über die Jahre so weit entwickeln konnte, dass ein Großteil der politischen Führung der Stadt hingerichtet wurde? Welche Erzählungen, welche Weltanschauungen und welche politische Motivation haben die Scheiterhaufen ermöglicht?


Amanda Lasker-Berlin macht sich auf die Suche nach einer Zeit, die lange vorbei ist, aber deren Geschichten und Bilder uns immer noch prägen. Feinsinnig und schonungslos erforscht sie, welchen Einfluss Natur und Umwelt auf gesellschaftliche Ereignisse und die Verbreitung von Hass haben und wie dieser sich mit Hilfe des Buchdrucks ausweiten konnte. Fast so schnell wie heute durch moderne Medien. Im Vordergrund des entstehenden Theatertexts stehen jedoch die verborgenen Geschichten der Angeklagten.

Regie Mona Sabaschus
Bühne und Kostüme Janin Lang
Dramaturgie Armin Breidenbach