Konstantin Küspert

Das Störschwein oder The Pig Escape

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B I L D E R - G A L E R I E

In der DDR gab es eine sehr lebendige und hochdifferenzierte Theaterszene, man kann mit einigem Recht sagen – sie war dem westdeutschen Theater Jahre voraus. Als in Bonn noch an der Rampe stehend mit großer Geste deklamiert wurde, wurden in Ostberlin schon postdramatische Performances mit bis zu drei Metaebenen verhandelt. Um den zum Großteil im „Dritten Reich“ ausgebildeten Schauspieler*innen allerdings die Neigung zum Pathos auszutreiben, mussten die Regisseur*innen und Intendant*innen in bewährtem sozialistischen Realismus auf gleichermaßen elegante wie zweckdienliche Lösungen zurückgreifen. Das zweifellos effektivste derartige Mittel war das Störschwein. Hierbei wurde ein beim Inspizientenpult auf der Seitenbühne zu diesem Zwecke vorgehaltenes, höchstens zwei Jahre altes Schwein immer dann über die Bühne getrieben, wenn eine*r der Schauspieler*innen der Gewohnheit folgend zu deklamieren begann. Der Wirkmechanismus ist so einfach wie genial: Denn kaum jemand kann adäquat das Leid etwa der Louise Millerin tief empfunden wiedergeben, wenn ihr gleichzeitig von einem Schwein die Show gestohlen wird, schließlich gehören Tiere zu den stärksten Theaterzeichen. Da diese jungen Schweine übrigens die Tendenz hatten, direkt auf den vorderen Teil des Bühnenbodens – die sogenannte Rampe – zuzulaufen, die Lichtkegel des dort befestigten Rampenlichts komplett zu verdecken und so die tiefer in der Bühne stehenden Schauspieler*innen buchstäblich in den Schatten zu stellen, nannte man diese Tiere nicht nur bei ihrem Fachbegriff „Störschwein“, sondern eben auch „Rampensau“.

Nach den vielbeachteten Stücken „rechtes denken“, „europa verteidigen“ (letzteres war 2017 für den Mülheimer Dramatikerpreis nominiert und gewann dort den Publikumspreis), „der westen“ und „fort schreiten“ hat Dramatiker Konstantin Küspert erneut ein Stück für das Bamberger Ensemble geschrieben. In „Das Störschwein oder The Pig Escape“ geht er dem Phänomen ebendieses Störschweines nach: Was hat es mit dieser Sau auf sich, die so vielen Kolleg*innen die Show stiehlt?

Aufführungsdauer: 1 Stunde, 25 Minuten

Mit freundlicher Unterstützung von Buckel Dach+Wand

Regie Daniel Kunze
Bühne und Kostüme Sophie Leypold
Dramaturgie Pauline Donschen

Pressestimmen

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