Kim de l'Horizon

Hänsel & Greta & the big bad Witch

EINE WELTRETTUNG IN MANNIGFALTIGEN ÜBUNGEN

DEUTSCHE ERSTAUFFÜHRUNG

Bilder-Galerie

Wer kennt nicht das Märchen von Hänsel und Gretel? Aber können wir dieses Märchen von den Eltern, die ihre Kinder loswerden wollen, weil sie sie nicht mehr ernähren können, noch wie die Brüder Grimm erzählen? Wenn der Wald stirbt, Dürren zunehmen und das Wetter verrückt spielt? „Das war einmal“, meint Kim de l’Horizon und hat darum das bekannte Volksmärchen umgeschrieben: Es gibt nicht nur das Märchen nicht mehr, auch den Märchenwald suchen die Geschwister vergeblich. Den hat die Elterngeneration rücksichtslos abgeholzt und durch Plantagen ersetzt, auf denen die neue Lebensdroge "Vitalin" angebaut wird. Gretel verwandelt sich in Greta (Ähnlichkeiten mit lebenden Personen der Zeitgeschichte sind kein Zufall) und der hochsensible Hänsel lässt sich von der Hexe verhexen, um die Welt doch noch zu retten. Die Hexe ist übrigens überhaupt nicht böse, sondern eine Verbündete, und sichert den Hexengarten mit „Bannkreiszwischerei“ ab.

Hänsel und Greta haben eine Mission: die Weltrettung. Aber ist die Welt vielleicht schon untergegangen? Und wenn nicht, wie soll die Rettung der Welt aussehen? Wer kann wirklich etwas tun, wer kann Hänsel und Greta dabei helfen? Die Menschen wollen nicht zusammenarbeiten, "das Bandenbilden funzte nicht". Und der große Hunger droht immer noch, alles aufzufressen. Vielleicht können ja statt der Menschen die Flechten helfen? Schließlich sind die immer im Plural!

Kim de l’Horizon, für den Roman "Blutbuch" mit dem Deutschen und dem Schweizer Buchpreis ausgezeichnet, verhandelt die großen Fragen unserer Zeit in einem Märchen-Remix. Mal gereimt, mal in einem virtuosen Mix aus Slang und funkensprühend Neuerfundendem machen sich Hänsel und Greta auf die Suche nach Verbündeten im scheinbar aussichtslosen Kampf ums Überleben der Welt.

Spieldauer: ca. 100 Minuten

 

Haben Sie Interesse an einem Vorstellungsbesuch mit Ihrer Schulklasse? Hier finden Sie eine Leseprobe unseres theaterpädagogischen Begleitmaterials.  

 

 

Regie Wilke Weermann
Bühne und Kostüme Lara Scherpinski
Musik und Sounddesign Constantin John
Dramaturgie Armin Breidenbach

Pressestimmen

Vermutlich erwartet niemand angesichts des Titels "Hänsel & Greta & The Big Bad Witch" ein Stück, bei dem einem jede Nuance sofort einleuchtet. Aber das macht gar nichts, denn die Wirkmächtigkeit dieses Textes liegt in ganz anderen Sphären, liegt in einem riesigen Assoziationsangebot, angereichert mit einem oft sehr schrägen, aber stets großartigen Humor. Der Regisseur Wilke Weermann ist der fabelhaft richtige, um Kim de L'Horizons "Hänsel & Greta" auf die Bühne zu bringen, weil er völlig unerschrocken an den Text herangeht und dessen Eigenarten nimmt, wie sie kommen, um sie dann in einen (bis auf wenige etwas stillstehende Momente) lustigen und auch zauberhaften Abend zu übertragen. Er hat dabei aber auch Hilfe: vier sehr muntere Schauspielerinnen. (Süddeutsche Zeitung)

09. Oktober 2023

In der bunten Welt, die Lara Scherpinski erbaute und Constantin John in Sound hüllt, gibt es Hoffnung auf Symbiose aller Arten. Und einen Zaubermoment des Glücks. Wie bekifft erinnern sich die Vier an Verluste, sprechen von Trauern vieler Arten, Trauer über geile Schimpfwörter, Fleischkonsum oder Elon Musk. Alles weg, aber was für ein Lächeln legt sich darüber! Es geht weiter, das Leben ist schön. (Süddeutsche Zeitung)

10. Oktober 2023

Wortgewandte Apokalypse (Die Deutsche Bühne)

09. Oktober 2023

In Bamberg sind vier Frauen ein verdoppeltes Geschwisterpaar. Wiebke Jakubicka-Yervis, Jeanne Le Moign, Alina Rank und Ewa Rataj tragen breite lange Zöpfe in Gelb, Blau, Grün und Silber, dazu weite Textilien mit Folklore-Appeal, die ins genderkorrekte Märchenbuch passen wie zum Oktoberfest. Die Big Bad Witch – de l’Horizon nennt sie „eine etwas in die Jahre gekommene Drag Queen“ – spart sich Wilke Weermanns Regie wie die Figuren des großen Hungers und der Erde, eine „überarbeitete Frührentnerin“. Deren Texte überantwortete Weermann den vier äußerst präsenten Darstellerinnen. (Die Deutsche Bühne)

10. Oktober 2023

Einhellige Applaus-Zustimmung. (Die Deutsche Bühne)

Mit Wiebke Jakubicka-Yervis, Jeanne Le Moign, Alina Rank und Ewa Rataj werfen sich vier vorzügliche Schauspielerinnen mit großer Lust in dieses Stück. Insbesondere ihre Fähigkeit, de l’Horizons Sprachkunstwerke zu bändigen, verdient Bewunderung. Auch gelingen Weermann immer wieder wunderbare Bilder und Szenen. So lässt er etwa den Dialog zwischen einer Schnecke und Hänsel in der Ästhetik des Film noir spielen. Berührend auch, wie die vier Schauspielerinnen mit einem Joint in der Hand wehmütig die Verluste einer untergegangenen Welt betrauern: "Die Trauer darüber, dass in Zukunft Huskys in diesen Breitengrade zu haben wohl noch unmoralischer ist. (Fränkischer Tag)

Wer im Theater liebgewonnene Vorurteile gerne an der Garderobe abgibt, bevor es losgeht, der wird an diesem Abend gut bedient. Mit dieser szenischen Achterbahnfahrt, diesem wüsten Durcheinander aus Fakten, Fiktion und Verstellung. Und es ist absehbar, dass sich dieses Polit-, Öko-, Familien- und Wissenschaftsmärchen von nun an an vielen anderen Bühnen durchsetzen dürfte. Warum ? Weil tatsächlich nichts ist wie es scheint - bis zum Schluss und vom ersten Augenblick an. (Deutschlandfunk)

"Zu guter Letzt ist der Augenblick, in dem die Glasfront des Theaters Bamberg träge auffährt, kalter Wind und Regen vom miesen Novemberwetter draußen in Bamberg hereinkommen und Hänsel und Gretel sowie das Publikum für einige Momente rausschauen, das Draußen ins Theater kommen lassen, vielleicht einer der großen Theatermomente in der Spielzeit 2023/2024." (Neue Wiener Theaterkritik)

31. Oktober 2023