\ Spielzeit 2024 / 25 \ Premieren \ Anthropolis
UNGEHEUER. STADT. THEBEN (PROLOG | IOKASTE | EPILOG)
B I L D E R - G A L E R I E
Die berühmtesten Gründungsmythen der europäischen Zivilisationsgeschichte stammen aus der griechischen Stadt Theben. Errichtet wurde sie von Kadmos, nachdem dieser Anweisungen vom Orakel von Delphi erhalten hatte. Allerdings wachte ein Drache an dem prophezeiten Ort. Kadmos tötete das Tier, ohne zu ahnen, was für beträchtliche Folgen diese Tat nach sich ziehen würde. Auf Rat der Athene pflanzte er die Zähne des Ungeheuers in die Erde. Da sprossen Krieger aus dem Boden, die sich sofort gegenseitig niedermetzelten. Nur fünf Männer überlebten. Einer von ihnen war Echion, zu dessen Stammlinie Iokaste zählte. Sie wurde mit Laios vermählt, dem König der Thebaner. Die Geschichte ihres Kindes ist bekannt: Unwissend erschlägt Ödipus den Vater, heiratet die Mutter und als er seiner Taten gewahr wird, blendet er sich selbst.
Ödipus, der gedemütigte Held, verflucht seine Söhne, ewig im Zwist zu liegen. Eteokles und Polyneikes beschließen deshalb einen Pakt, der vorsieht, die Herrschaft über Theben abwechselnd in einjährigem Turnus auszuüben. Doch Eteokles hält sich nicht an die Verabredung, Polyneikes droht daraufhin mit einem brutalen Angriffskrieg. Verzweifelt appelliert Iokaste an die menschliche Vernunft und bittet ihre Kinder friedlich zu verhandeln. Kann der Fluch des immergleichen Zyklus durchbrochen werden?
Roland Schimmelpfennig wirft mit seinem Epos „Anthropolis“ einen modernen Blick auf die Antike und auf die großen griechischen Tragödien von Aischylos, Sophokles und Euripides. Analog zum Begriff des „Anthropozän“, dem Zeitalter des Menschen, konzipierte er über sechs Generationen hinweg eine Pentalogie, die sich „den ‚Ungeheuern’ innerhalb und außerhalb des zivilisatorischen Bollwerks ‚Stadt‘ in einer Neuübertragung und Bearbeitung der thebanischen Tragödien und ihrer Mythen stellen will“. Das ETA Hoffmann Theater zeigt den vierten Teil „Iokaste“ und beleuchtet, wie aktuell die Konflikte in einem fast 2500 Jahre alten Stoff sind und die seit langem unter der Oberfläche moderner Gesellschaften schwelen.
Spieldauer: ca. 2 Stunden und 20 Minuten, eine Pause
Die Produktion ist eine Kooperation mit der Städtischen Musikschule Bamberg.
Gefördert durch die Oberfrankenstiftung.
"Das Bamberger Theaterpublikum spendete großen Applaus" (Fränkischer Tag)
"Am Ensemble jedenfalls sollte dieses ehrgeizige Ziel nicht scheitern. Dass Barbara Wurster und Daniel Seniuk, Leon Tölle, Stephan Ullrich und Florian Walter im Großen Haus eine ganze Aufführung auf ihren Schultern tragen können, konnte das Bamberger Theaterpublikum auf Grundlage belastbarer Empirie schon lange vor „Anthropolis“ wissen. Ihnen ebenbürtig waren am Samstag Antonia Bockelmann, Jeanne Le Moign und Pit Prager. So war „Anthropolis“ bis in die letzte Rolle großartig besetzt. Dieses Kompliment muss die Mädchen und Jungen des Kinderchors unbedingt mit einbeziehen. Gemeinsam stimmten sie ein arabisches Volkslied an. Damit bereicherten sie die Aufführung um eine farbige Facette menschlicher Leidenschaften und Ausdrucksformen."
"Es ist ein unbestreitbarer Vorzug von Broll-Papes Inszenierung, diese Engführung an keiner Stelle mit dem zeitdiagnostischen Holzhammer zu forcieren. Die von Rainer Sinell gebaute Bühne ist in dieser Hinsicht Denkaufforderung genug. Das in dunkle Farben getauchte Bühnenbild erinnert zu gleichen Teilen an die Ruinen einer versunkenen Stadt wie an die mit Stacheldraht bewehrten Hot Spots unserer gegenwärtigen Gewaltgeschichte." (Fränkischer Tag)