\ Spielzeit 2024 / 25 \ Premieren \ Baracke
Premiere | Fr 24.01.25 | 19:30 Uhr | GROSSE BÜHNE
Boy meets girl, Ramin trifft Bea. Sie gehören zu einer Clique von Jugendlichen aus dem thüringischen Krölpa, einer „Jugend ohne Staat“, finden aber Halt beieinander. „Herzschlag, Beat, Blicke, Blitze, Augen, Lust“, Verliebtsein – es könnte alles so schön sein. Doch schnell holt sie der Alltag ein: „Wie du die Spülmaschine einräumst und die Betten machst, das müsste ich mehr loben, das war der Vorwurf von dir.“ Die Liebe vergeht und Bea findet mit Uwe eine neue. Uwe ist anders, radikal und rebelliert gegen eine Elterngeneration, die so selbstgewiss wirkt, als wüsste sie exakt, wie die Welt läuft. Und wenn es nicht so läuft, wie sie denken, dann muss die Welt sich irren, nicht sie selbst. Uwe und Bea bekommen ein Kind, verliebt, verlobt, verheiratet; die Familie ist gegründet. Und fast scheint ihre Beziehung zum Musterbeispiel und Erfolgsmodell zu werden, denn sie entfliehen den ärmlichen Verhältnissen in Krölpa und ziehen in das Dresdner Villenviertel „Weißer Hirsch“. Doch ihrer politischen Vergangenheit können sie nicht entkommen …
Hatte sich Rainald Goetz, „Chronist der Gegenwart“, 2020 in seinem Stück „Reich des Todes“ mit einer zynisch gewordenen Machtpolitik demokratischer Staaten im 21. Jahrhundert auseinandergesetzt, richtet sich sein Augenmerk in der „Baracke“ auf das Private, den Terror, der sich in der Institution Familie eingenistet hat. Familie sei das Wichtigste, heißt es. Für manche löst jedoch allein das Wort Schweißausbrüche aus. Und Rainald Goetz befindet: „Jeder Hass geht von der Familie aus“. Er beschreibt messerscharf den Verfall einer Familie über drei Jahrzehnte, über eine Generation hinweg und was geschieht, wenn Liebe scheitert: schweigende Väter, stumm leidende Mütter, Kälte, Hass, „Stumpfsinn und die übliche Brutalität des Zusammenlebens“. Goetz lässt die Gespenster der Vergangenheit auf die Geister der Gegenwart treffen und stellt die große Frage, wie ein Miteinander überhaupt gelingen kann.