\ Archiv \ Der Stock
DEUTSCHSPRACHIGE ERSTAUFFÜHRUNG
Eine Einführung findet eine halbe Stunde vor Stückbeginn statt.
Eine Einführung in das Stück durch die Produktionsdramaturgin Victoria Weich können Sie sich hier anhören.
B I L D E R - G A L E R I E
Edward steht kurz vor der Pensionierung als Lehrer, doch es formiert sich Protest, der den salbungsvollen Abgang verhindert: Vor dem Haus skandieren die Schüler*innen und werfen mit einem Stein die Fensterscheibe ein. Die Kinder haben herausgefunden, dass Edward früher Jungen mit dem Stock gezüchtigt hat. Schnelle Schläge aus dem richtigen Winkel, damit die Haut nicht aufplatzt. Alles dokumentiert, von den Eltern der Jungen erlaubt und vom Direktor gegengezeichnet. Es war damals so. Heute ist es anders.
Edwards Tochter Anna konfrontiert den Vater mit seiner Schuld. Sie, die beruflich dafür sorgt, dass vor allem solche wie Edwards Schulen privatisiert werden, sorgt für einen heftigen Streit. Anna attestiert der heutigen Generation ein "viel schärferes Bewusstsein für Themen wie Zwang, Übergriffigkeit, Gewalt", Mutter Maureen hält die Schüler*innen für "verzärtelt", Edward mutmaßt, dass er vielleicht "das Opfer von zu vielen dummen Frauen" ist. Die sich vermeintlich sorgende Mutter, die neoliberale Tochter und der alternde Patriarch im drohenden Bedeutungsverlust liefern sich einen Schlagabtausch, der den Generationenkonflikt ebenso offenbart wie die dysfunktionalen Familiengeflechte. Keiner ist bereit, seinen Standpunkt zu verlassen, ob aus wahrer Überzeugung oder bloßem Opportunismus den Familienmitgliedern gegenüber, ist nicht auszumachen.
Mark Ravenhill gehört zu den britischen Theaterautor*innen, die sich nicht vor Härten und Abgründen scheuen. In "Der Stock" kommt durch die gnadenlosbissigen Dialoge der Kern der Debatte um Machtmissbrauch zum Vorschein, althergebrachte Auffassungen zerbrechen an den Anforderungen der Gegenwart, politische Überzeugungen reichen weit ins Private hinein, sind dort vielleicht erwachsen und unauflösbar.
Aufführungsdauer: 1 Stunde und 30 Minuten, keine Pause
Erfahren Sie mehr über unser Format ETA CAMPUS und lesen Sie das Interview unserer ETA REPORTERIN Pauline Heide mit Regisseur Matthias Köhler: ETA CAMPUS
"In dieser Familienaufstellung wird an den Fesseln gezerrt, geknotet, gerüttelt, aber nichts gelöst. Und so ist nach spannenden 90 Minuten viel mehr als nur der Dachboden zu entrümpeln." (Die Deutsche Bühne)
"Doch weder der britische Dramatiker noch Regisseur Matthias Köhler zetteln eine Schul- oder Gerichtsstunde an – sondern lassen eine Kleinfamilie sich selbst zerlegen. Und die drei Akteure reichern ihre Rollen mit Furor und Feuer an." (Die Deutsche Bühne)
"Ein schmunzelndes und lachendes Publikum, das gab es während des Aufführung häufiger, vor allem dank der teils bitterbösen, ja fast schon zynischen Dialoge zwischen den drei Schauspielern." (BR 2)"
"Diese Spitzen setzen vor allem die beiden Frauen, gespielt von Katharina Brenner und Marie-Pauline Schendel, beeindruckend echt um. Und auch Florian Walter spielt den fast schon unsicher und gleichzeitig aggresiv wirkenden Edward fantastisch." (BR2)"
"Das Stück regt zum Nachdenken an," [...] "Am Ende gab es viel Applaus." (BR2)"