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Uraufführung
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In einem bislang unerforschten Teil der Höhlen von Postojna, Slowenien, will Dr. Mumiko Omar ein neuartiges Verfahren zur Stromerzeugung installieren. Es winkt – ganz nebenbei – auch einiges an Geld, sollte diese Zukunftstechnologie sich durchsetzen. Doch die Expedition, die Omar mit ihrem Studenten Leroy Müller und „Terrain-Consulterin“ Frau Wolffi unternimmt, verläuft überhaupt nicht nach Plan. Nicht nur, dass Frau Wolffi die Höhle gar nicht kennt und Leroy Müller sein Nerd-Wissen in epischer Breite erzählt. Auch wird der Weg hinab zwischen Proteinriegeln und wissenschaftlichen Diskussionen immer vertrackter. Vor allem macht die Gruppendynamik den dreien in der Tiefe zu schaffen: Das Team funktioniert einfach nicht richtig. Und das Höhlensystem erweist sich als höchst komplex und tückisch. Die in den unerforschten Tiefen lebenden Olme sind die einzigen, die mit den widrigen Umständen zurechtkommen. Die Menschen hingegen geraten durcheinander. Das Forschungsteam wird auf sich selbst zurückgeworfen und mit urmenschlichen Ängsten konfrontiert, und unversehens wird die Forschungsreise zum Survival-Horror.
Philipp Gärtner nimmt uns in seinem neuen Stück mit auf eine Expedition in die Tiefe – in die Tiefe der Erde wie in die Tiefe der Psyche seiner Figuren: ein regelrechter Psychotrip. Höchst kunstvoll verschafft er über unterschiedlichste Textsorten wie Kurznachrichten und Videotagebücher Einblicke in das wissenschaftliche Vorhaben und zugleich in intimste Gedankenwelten. Für „Olm“ erhielt Gärtner 2022 eine Nominierung für den Autor*innenpreis des Heidelberger Stückemarkts. In der Spielzeit 2021/2022 war am ETA Hoffmann Theater bereits sein Stück „Gold“ (Regie: Wilke Weermann) zu sehen. Die Uraufführung liegt in den Händen der Schweizer Regisseurin Manon Pfrunder, die sich mit dieser Arbeit in Bamberg vorstellt.
Spieldauer ca. 90 Minuten
Sandra Antille benötigt nicht mehr als vier schwarze Quader und zwei Neonröhren, um die klaustrophobische Lebensfeindlichkeit dieser Höhlen auf die Bamberger Bühne zu bringen. Ihr Bühnenbild ist in seiner effektvollen Schlichtheit spektakulär. (Fränkischer Tag)
Da wäre dann Dr. Mumiko Omar: von Wiebcke Jakubicka-Yervis gespielt als ehrgeizige, von den Pathologien des Wissenschaftsbetriebs aber längst innerlich zerrüttete Forscherin. Da wäre die freiberufliche „Terrain-Consulterin“ Frau Wolffi: von Antonia Bockelmann anfangs gespielt als Ausbund in sich ruhender Professionalität. Es dauert nicht lange, und man blickt anders auf sie. Und da wäre der Student Leroy Müller: von Pit Prager gespielt als plappernde Nervensäge aus dem akademischen Prekariat. In und auf den Quadern sind sie alle auch als Akrobaten gefragt. Das Publikum dankte ihnen ihr feingliedriges Spiel mit langem Applaus. (Fränkischer Tag)