\ Archiv \ Der Riss durch die Welt
170 Fragmente einer gescheiterten Unterhaltung
B I L D E R - G A L E R I E
Viel Glas, altes Holz, ein toller Ausblick; innen große moderne Bilder und indianische Masken, überall Bücher; außen ein riesiger Garten und Rehe, die darin weiden - hier leben Sue und Tom und schwimmen im Geld. Sie bekommen Besuch von der jungen Künstlerin Sophia und ihrem noch jüngeren Mitbringsel Jared.
Das soziale Unten der Großstadthipster trifft auf arrivierte Großspurigkeit. Auf der einen Seite Komplexe der niederen Klasse, die sich im Scherz selbst herabsetzt, auf der anderen Seite die selbstgefällige Sicherheit des ahnungslosen, reichen Millionärs. Sich gegenseitig begehrend und verachtend ist vorherbestimmt, dass diese Abendgesellschaft in einer Katastrophe enden wird. Sophia schwört das Bild eines Flusses herauf voller Blut, Müll und Kadaver, der sich durch die Landschaft schneidet. Es steht zwischen ihnen und wälzt sich brennend ins Bewusstsein der Beteiligten.
Wie in Fieberfantasien werden sie von den biblischen Plagen heimgesucht: Tosender Hagel schlägt gegen die Scheiben, eine Kröte krabbelt in Sues Mund, Sophia und Jared sind von Pocken übersät. Die einstudierte Besuchsperformance zerfällt und der soziale Sprengsatz der Begegnung bricht sich seine metaphysische Bahn. Ein Glas zerspringt. Rasch muss die Haushälterin die Scherben aufkehren, damit der Riss übersprungen werden kann.
Roland Schimmelpfennig gehört zu den meistgespielten Gegenwartsdramatikern im deutschsprachigen Raum. Er erhielt 2010 den Mülheimer Dramatikerpreis, sein Romandebüt wurde für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert. "Der Riss durch die Welt" ist sein neustes Stück, in dem Schimmelpfennig seine Figuren mit einem göttlichen Fingerschnipsen rasant von Champagnerlaune in apokalyptische Düsternis springen lässt.
Aufführungsdauer: 1 Stunde und 35 Minuten, keine Pause
"Es war ein Abend im Theater, wie man ihn so lange so schmerzhaft vermisst hatte." (Fränkischer Tag)
"Ewa Rataj spielte die Haushälterin Maria mit klirrender Verachtung, Ansgar Sauren den Proleten Jared mit explosiver Körperlichkeit, Antonia Bockelmann die werdende Mutter Sue mit kühl dosierter Erotik,..." (Fränkischer Tag)
"...Clara Kroneck die Künstlerin Sophia mit scharfzüngiger Intelligenz, Stephan Ullrich den Erfolgsmenschen Tom mit der Blasiertheit eines alternden Gockels." (Fränkischer Tag)
"Die Bamberger Inszenierung zeigt ein selbstreflexives Theater, das den eigenen Mitteln zu misstrauen gelernt hat." (Fränkischer Tag)
"Ewa Rataj spielt in dieser Rolle auch den kommentierenden Chor in grandios vorgetragenen Monologen." (Bayerische Staatszeitung)
"Die Darstellung dieser Problematik ist auf unterhaltsame und kurzweilige Art gelungen, die Analyse moderner Streit- und Kritikkultur pointiert." (Rezensöhnchen)
"Der Theaterbesuch versteht gerade wegen dieser Leerstelle zu unterhalten, vermag durch großartige schauspielerische Leistungen aller Beteiligten das dezente Bühnenbild auszufüllen und bietet reichlich Gedankenstränge zum Weiterspinnen." (Rezensöhnchen)