\ Archiv \ Normalverdiener
Eine Einführung findet eine halbe Stunde vor Stückbeginn statt.
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ER – the big boss, skrupellos und versessen auf schnelle Erfolge, durch spekulative Großgeschäfte zu sehr viel Geld gekommen, lädt seine alten Freunde auf eine Südseeinsel in sein luxuriöses Ferienressort ein. Schnell stellt sich die Frage, ob der Gastgeber dabei tatsächlich an einem Wiedersehen interessiert ist oder er nicht viel mehr seinen Reichtum präsentieren möchte. Denn der ebenso misstrauische wie verantwortungslos agierende Finanzmogul taucht selbst nicht auf. Das stört die Freunde erstmal wenig. Für sie, die Normalverdiener, bietet sich die seltene Chance, Einblicke in eine exklusive Welt zu erhalten. Als Angestellte im öffentlichen Dienst, Unternehmer oder Architekten haben sie manche Ideale und Träume längst aufgegeben, sind aber stolz, noch über sogenannte Erwerbsbiografien zu verfügen. Die Faszination für den abwesenden Freund verwandelt sich allerdings bald in eine distanzierte Haltung. Doch drehen sich die Gespräche weiterhin um den Geschäftsmann, womit er trotz Abwesenheit wie ein Gott unserer Zeit der Fixpunkt des Abends bleibt. Während die Normalverdiener sich gerne als Opfer des Systems sehen, wird immer deutlicher, dass sie selbst nicht nur Teil davon sind, sondern es durch ihre Untätigkeit mitherstellen. Die heterogene Gruppe der Normalverdiener wird zu einem Chor der Mitläufer, der selbst dann zuschauend bleibt, als immer mehr Leichen von Menschen, die in ihrer Hoffnungslosigkeit in Booten ihre Heimat verlassen haben, an den Strand getrieben werden.
Kathrin Röggla, Bamberger Poetikprofessorin 2017, gehört zu den wichtigsten Autorinnen der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur. Voll schwarzen Humors offenbart ihr neuer Text „Normalverdiener“ die Folgen der westlichen Ökonomisierung aller Lebensverhältnisse.
Aufführungsdauer: ca. 1 Stunde und 30 Minuten, keine Pause
PRESSESTIMMEN
"Leopold von Verschuer ist ein ausgewiesener Kenner des Werks der gebürtigen Salzburgerin Röggla. Und diese Kenntnis merkt man seiner neunzigminütigen Inszenierung an, die geprägt ist von größtmöglicher Souveränität. (...) Hier geht alles stimmig Hand in Hand, um das unheimliche Stück in Szene zu setzen." Die deutsche Bühne
„Die Szenen wirken unheimlich, manchmal komisch (...). Vor allem aber spürt der Zuschauer die Ohnmacht der Figuren.“ BR
"Der Kapitalismus frisst seine Kinder" und "so handelt es sich um ein Stück mit hoch aktuellem Thema." Fränkischer Tag