\ Archiv \ Das Spiel von Liebe und Zufall
Calderón-Spiele | In einer Fassung von Kathrin Mayr
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Es ist eine ewige Frage: Wie finde ich das passende Gegenstück? In Zeiten von Online-Dating kann sich jede und jeder lange und ausführlich damit beschäftigen, ob es ein "Match" werden könnte. Aber wie wäre es, wenn man sich erst einmal gegenseitig live überprüfen könnte, ohne gleich in die Vollen gehen zu müssen? Wäre es nicht reizvoll, inkognito jemand anderes zu sein, wenigstens für eine kurze Zeit?
Silvia soll Dorante heiraten, so will es Madame Orgon. Silvia hat aber erst mal kein Problem damit, unverheiratet zu bleiben. Und überhaupt: Ein Mann mit den richtigen Eigenschaften ist schwer zu finden. Und da ihre Angestellte Lisette sich eine Heirat so sehr wünscht, tauschen die beiden kurzerhand Kleidung und Stand. So kann sich Silvia ihren Bräutigam "aus der Ferne" anschauen. Dieser hat allerdings den gleichen Wunsch und die gleiche Idee – und verkleidet sich als sein eigener Angestellter "Bourguignon". Arlequin jedoch, Dorantes tatsächlicher Angestellter, gefällt sich sehr in der Rolle des Herrn und macht Lisette den Hof. Die wiederum verliebt sich tatsächlich in ihn. Aber darf sie das? Ist das nicht eigentlich der völlig Falsche? Aus dem Spiel mit der Liebe wird unversehens Ernst, und Zufall kann das alles nicht sein. Die Verliebten müssen aber allesamt so tun, als hätten sie ganz andere Gefühle, um den Schein aufrechtzuerhalten.
Marivaux' am häufigsten aufgeführte Liebeskomödie spielt mit Rollen, Erwartungen und gesellschaftlichen Unterschieden. Die Maskierten müssen ihre Masken absetzen, um sich zu offenbaren, und schließlich gewinnt die Leidenschaft – sie ist stärker als alle Konventionen. Das Stück lädt dazu ein, in der malerischen Kulisse der Alten Hofhaltung unter freiem Himmel die süße und frische Luft des Sich-Verliebens zu atmen.
Spieldauer: ca. 2 Stunden und 30 Minuten, Pause nach ca. einer Stunde.
Das ETA-Hoffmann-Theater Bamberg landet mit seiner diesjährigen Inszenierung für die Calderón-Spiele in der Alten Hofhaltung einen Coup. (Art. 5 III)
Die mitreißende Inszenierung des ETA-Hoffmann-Theaters stieß zu Recht auf einhellige Begeisterung, die sich ebenso triftig an den virtuosen schauspielerischen Darbietungen entzündete. Viel Spaß, viel Witz, aber zum Glück kein Klamauk und keine Klamotte. Natürlich war auch eine Prise Nachdenklichkeit dabei, immerhin ging es ja um die Liebe. Ob die Rezeptur von Marivaux’ Komödie – Verkleidung, Verstellung, Verwicklung – für heutige Datings anwendbar ist, wäre auszuprobieren. Wie auch immer, diese famose Versuchsanordnung muss man gesehen haben, eine pure Wonne! (Art. 5 III)
Mit dem „Spiel von Liebe und Zufall“ gelingt dem E.T.A-Hoffmann-Theater heiter-freches Sommertheater. Das Ensemble? Wunderbar.(Fränkischer Tag)
An das Sommertheater werden besondere Ansprüche gestellt. Mit „Das Spiel von Liebe und Zufall“ erfüllt das E.T.A.-Hoffmann-Theater diese Ansprüche spielend. Das Stück ist leichtfüßig und heiter. Es ist aber nicht auf verzweifelte Weise gefallsüchtig. Es stimuliert den Geist und lässt gleichzeitig doch genügend Freiraum, um den Blick gelegentlich über Horizont und Ambiente streifen zu lassen. In der Alten Hofhaltung zu Füßen des Doms liegt in diesen schweifenden Blicken ein besonders großer Reiz.(Fränkischer Tag)