Peter Jordan

Marie-Antoinette oder Kuchen für alle!

DURCHGESEHEN UND ERGÄNZT VON LEONHARD KOPPELMANN

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"Liberté, égalité, fraternité" – auf den Straßen von Paris herrscht immer noch Revolution, im Palast von Versailles hingegen Ratlosigkeit. Denn irgendwie wurden sie vergessen, der Ex-König Ludwig XVI und seine Ehefrau Marie-Antoinette. Während draußen das Volk, die "depperten Idioten", wütend demonstriert und die Marseillaise absingt, leben die beiden Endzeit-Vertreter*innen vollkommen weltfremd in ihrer Filterblase, betreut von einer Rumpfbesetzung an Dienerschaft. Seit nun schon fast zwei Jahrzehnten warten sie auf ihre Hinrichtung, der Champagner warm, die Dekadenz am Bröseln Unwürdig, eine Demütigung, wie der ehemalige König befindet: "Das Volk wird betrogen! Bei uns war immer klar, von wem, und jetzt ist es einfach nur – komplizierter!" Und so ist er inzwischen sogar so weit, das Ganze selbst in die Hand zu nehmen: Er hat für sich und seine Frau eine von diesen "neumodischen Guillotinen"gebastelt, die allerdings noch ein paar Konstruktionsfehler hat. Gleichzeitig kocht die "Halsbandaffäre" wieder hoch, eine uralte Intrige, bei der keiner mehr durchschaut, wer da eigentlich wen aufs Schafott bringen wollte. Sollte es womöglich andere Ursachen für den Ausbruch der Revolution geben als die bislang bekannten? Wieso will ausgerechnet auch noch Robespierre ein Stück vom Kuchen? Und welche aberwitzigen Pläne verfolgt Giftzwerg Napoleon?

Angesiedelt zwischen Monty Python und Quentin Tarantino, zwischen Screwball-Komödie und opulentem Historiendrama à la Alexandre Dumas, hat Peter Jordan eine kluge Komödie geschrieben, die Altbekanntes noch einmal völlig neu beleuchtet und bitterböse Zeitpfeile in unsere Gegenwart schießt. Regisseur Martin Schulze inszeniert das Fest für Schauspieler*innen, die in rasantem Tempo Haltungen und Identitäten wechseln, und stellt sich damit erstmals dem Bamberger Publikum vor.

Spieldauer: ca. 2 Stunden und 20 Minuten, eine Pause

Regie Martin Schulze
Bühne und Kostüme Ulrich Leitner
Dramaturgie Petra Schiller
Musikalische Einrichtung & Einstudierung Dirk Raulf
Marie Antoinette, Königin von Frankreich Alina Rank
Ludwig XVI, König von Frankreich / Ein älterer Revolutionär Stephan Ullrich
Jean-Pierre de St. Nazaire de 4ième, Kammerdiener / Kardinal Louis de Rohan, Kardinal von Paris / Guillaume de la Tour, Jakobiner / Robespierre, einer der führenden Köpfe der Revolution Daniel Seniuk
Cécile, Kammermädchen des Königs / Madame Dubarry, ehemalige Mätresse Ludwig XV / Napoleon Bonaparte, als 10-jähriges Kind / ein junger Revolutionär Jeanne Le Moign
Musikus (Philippe), Hofmusiker Robin Laumeyer

Pressestimmen

Das E.T.A.-Hoffmann-Theater erzählt eine wilde Geschichte aus den Tagen der Französischen Revolution. Das hat das Zeug zum Publikums-Hit. (Fränkischer Tag)

In „Marie-Antoinette oder Kuchen für alle“ spielen Regisseur Martin Schulze und Dramaturgin Petra Schiller auf ungezwungene, respektlose und vor allem ganz schön lustige Weise mit der Geschichte von der französischen Revolution und allem, was danach geschah. (Fränkischer Tag)

Ob sie einander bemitleiden, umschmeicheln oder durch den Kakao ziehen. Oder ob sie einander in inbrüstig intonierten Chansons ewiger Liebe versichern: Zum Genuss des Publikums harmonieren Alina Rank und Stephan Ullrich fantastisch. Die Musik zu ihrem Spiel kommt von Robin Laumeyer, mit stoischer Miene fasst er in die Tasten seines Klaviers. Jeanne Le Moign spielt das sympathisch wetterfeste Kammermädchen und später mit eisiger Kälte auch deren Sohn. Er entpuppt sich als Napoleon. Den verdutzten Monarchen setzt der nassforsche Dreikäsehoch die Bedeutung des Kriegs als Instrument politischer Machtentfaltung auseinander. Daniel Seniuk gelingt das Kunststück, gleich vier unterschiedlichen Figuren einen je eigenen Charakter zu verleihen. Besonders großartig gerät ihm sein Kardinal Lohan: ein schmatzender, lüsterner Bückling. Der Gottesmann giert, wie ausnahmslos alle in „Marie-Antoinette“, nur nach einem: dem eigenen Stück vom Kuchen. (Fränkischer Tag)

Die von Peter Jordan clever konzipierte Komödie folgt der von Alina Rank grandios verkörperten Königin Marie-Antoinette. (Rezensöhnchen)

04. Dezember 2023

Das Bühnenbild wartet mit vielen liebevollen Details auf, sodass sich die Zuschauer*innen schnell in das Stück hineinfinden können. Es kommen außerdem viele Requisiten zum Einsatz – wobei die Guillotine wohl die wichtigste Rolle spielt… (Rezensöhnchen)

Der Abend hat in erster Linie Spaß gemacht! Ganz nebenbei regt das Stück dazu an, diese heitere Atmosphäre dennoch zu hinterfragen und die fatale Ungleichheit zwischen Arm und Reich zu bemerken. „Marie-Antoinette oder Kuchen für alle!“ ist eine clevere Komödie, die einen erfrischend lustigen Blick auf das Leben der französischen Monarch*innen nach deren Sturz wirft. (Rezensöhnchen)